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Deutsches Theater in den Regionen

15.03.2012,  18.30 Uhr

PLH, Ječná 11, Praha 2

Der abschließende dritte Teil der Veranstaltungsreihe „Die vergessenen Kapitel des deutschen Theaters in Böhmen“ wird zunächst dem deutchen Bürger- und Schlosstheater in Teplice gewidmet, und zwar in der Zeit zwischen der Einrichtung eines eigenständigen Theatergebäudes im Jahre 1789 und dem Ende des deutschen Theaterlebens in Teplice im Sommer 1944. Der zweite Teil des Abends konzentriert sich auf die Theater in Liberec und Jablonec n.N. seit dem 16. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit. Besondere Aufmerksamkeit wird der Baugesellschaft Fellner-Helmer geschenkt, die zahlreiche Theater nicht nur in dieser Region, sondern in ganz Europa errichtet hat.
Gäste: Dr. Jana Michlová (Leiterin der Bibliothek des Ragionalmuseums ind Teplice) und Mgr. Pavel Žur (Direktor des Stadttheaters in Jablonec n.N.)
Näheres zur Theaterreihe finden Sie hier.

Wie sahen die Anfänge einer „ständigen“ Bühne im Kurort Teplice aus? Das Fürstenhaus Clary-Aldringen ließ ein eigenständiges klassizistisches Theatergebäude im Jahre 1789 errichtet. Somit war es für zahlreiche Kurgäste und Stadtbewohner fortan möglich, sich kulturell zu bilden. Eine Sammlung der Programmhandreichungen zeigt das umfangreiche Repertoire und die Namen verschiedener Schauspieler, deren Vorstellungen zur Inspiration für die „adlige Theatergesellschaft“ und zu einem Impuls für die Formung des Amateurtheaterlebens in der Stadt wurde. Die Tätigkeit der „Dilletantengesellschaft“ war ab 1861 eine der Anregungen im Zuge der Bemühungen ein eigenständiges Stadttheater zu erbauen, welches im Jahre 1874 feierlich eröffnet wurde und bis 1919 durchgehend Opern, Operetten und Schauspiele aufführte. Nach dem Feuer im Herbst 1919 setzte sich die Stadtverwaltung für den Ausbau eines neuen Gebäudes ein, das als umfangreicher repräsentativer Stadtsaal dienen sollte. Sowohl der Ausbau als auch die Auswahl der künstlerischen Leitung erfolgte in einem großzügigen Rahmen und wurde 1924 zum Vorbild für weitere deutsche Theater im Gebiet der neu gegründeten Tschechoslovakei. Obwohl sich die Bühne nicht verändert hat, ging es nicht mehr um ein Theater im oft besuchten Kurort mitten in Europa, sondern in einer Stadt im Grenzgebiet, in die nicht mehr viele Gäste aus dem benachbarten Ländern strömten. Das lernten die ersten Direktoren F. Höllering und N. Janowský sehr schnell. Mit den finanziellen Problemen kämpfte die Stadt und die Direktoren auch in den Folgejahren (F. Kenemann, G. Scherler, Curth Hurrle zwischen 1936 und 1939, Franz Stoss 1940-1942 und der letzte Indentant Joachen Hauer) bis 1944, als die Bühne vollständig geschlossen wurde. Damit endeten 200 Jahre deutsches Theaterleben in Teplice.
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