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Ausstellung: Verblieben in der Heimat

17.08.2009,  15:00

Vocelova 602/3, Prag 2


Ausstellungseröffnung der Landesversammlung im Haus der Minderheiten

„Verblieben in der Heimat – Deutsche in Tschechien erzählen Geschichte“, das ist der Titel einer deutsch-tschechischen Ausstellung, die am 17. August 2009 um 15.00 Uhr im Prager Haus der Minderheiten eröffnet wird. Veranstalter ist die Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien.

Zu sehen und zu lesen sind zehn Porträts von Menschen mit deutschen Wurzeln, die nach dem Krieg weiter in der Tschechischen Republik lebten. Sie geben subjektive Einblicke in ihre persönliche Lebensgeschichte. Alle stammen aus ganz verschiedenen Regionen der Republik – aus Böhmen, Mähren und Schlesien – und sind zwischen 19 und 84 Jahre alt. Sechzig Jahre deutschtschechische Geschichte werden somit aus der Perspektive dreier Generationen erzählt. Ergänzt werden die Texte durch Fotografien des deutschen Fotografen Dirk Plamböck.

Die Idee zu der Ausstellung entstand bereits vor einem Jahr. Dass 40.000 Deutsche – Verbliebene – immer noch in der Tschechischen Republik leben, ist sowohl in Deutschland als auch in Tschechien weitgehend unbekannt. Susanne Beckmann und Anett Browarzik wollten der Frage nachspüren, welche Identität heute eine 20-jährige Tschechin mit deutschen Wurzeln hat, welche ein 80-jähriger Deutscher in Tschechien? Im Mai und Juni dieses Jahres begaben sich dann die Journalistin Susanne Beckmann, die Wissenschaftlerin Sandra Kreisslová und der Fotograf Dirk Plamböck auf Interviewreise quer durch die Republik. Ihre Begegnungen mit den Verbliebenen haben sie in der Ausstellung festgehalten, Geschichten, die so in keinem Geschichtsbuch zu finden sind. Es ist eine andere, fast vergessene Perspektive auf die tschechische Gesellschaft, die sich dem Besucher eröffnet. Jeder Befragte hat eine andere Beziehung zu seinem Heimatland Tschechien einerseits und zu seiner deutschen Herkunft andererseits. So sagt Martin aus Horní Město/Bergstadt: „Ich fühle eine sehr starke deutsche Nationalität. Aber ich würde niemals sagen, ich bin ein Deutscher. Dazu fehlen mir in dem Mosaik zu viele Steine.“ Milan aus Bruntál/Freudenthal fühlt sich dagegen in Tschechien „fast wie ein Heimatloser. Ich habe den festen Boden unter den Füßen verloren“.

Die Ausstellung wird vom 17. bis 23. August im Haus der Minderheiten in Prag zu sehen sein. Danach wandert sie durch die Republik und wird insbesondere in Verbänden der deutschen Minderheit sowie in Deutschland gezeigt.

Unterstützt wird das Projekt vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, vom Institut für Auslandsbeziehungen e.V. sowie vom Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein.

Mehr Informationen erhalten Sie hier.
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