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60 Jahre seit der Liblice-Konferenz

So, 27. Mai 2023


Heute jährt sich zum 60. Mal die Liblice-Konferenz, auch Kafka-Konferenz genannt, die am 27. und 28. Mai 1963 anlässlich des 80. Geburtstages von Franz Kafka stattfand.

Der erste Impuls ging vom Komitee tschechoslowakischer Germanisten aus. Hauptorganisator und Initiator war der Germanist und Übersetzer Eduard Goldstücker, der spätere Vorsitzende des Verbands der tschechoslowakischen Schriftsteller.

An der Konferenz nahmen viele prominente tschechoslowakische und ausländische Persönlichkeiten teil. Unter ihnen waren der Germanist Kurt Krolop, der an der Gründung des Prager Literaturhauses beteiligt war, Josef Čermák, ein Experte für das Werk von Franz Kafka, Lenka Reinerová, unsere Gründerin, František Černý, Diplomat und Vorsitzender unseres Verwaltungsrats, und Leoš Houska, ein Germanist und Sekretär der Redaktion. Weitere Teilnehmer waren u. a. Ernst Fischer, Helmut Richter, Anna Seghers, Norbert Frýd, Ivan Sviták und Marie Majerová.

Die Konferenz war ein großer Durchbruch im gesamten kommunistischen Block, und obwohl die Beiträge vielfältig und unterschiedlich waren, waren sie sich in einer Sache einig, nämlich, dass Kafka eine der wichtigsten Figuren der Literatur des 20. Jahrhunderts war. Natürlich wurde Max Brod, Franz Kafkas engster Freund und Verleger seiner Werke, über Arnošt Lustig zur Liblice-Konferenz eingeladen. Brod schickte der Konferenz ein Grußschreiben, in dem er sich für die Einladung bedankte. Er bedauerte jedoch nicht an der Konferenz teilnehmen zu können, vor allem aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen, da er am Eröffnungstag der Konferenz seinen 79sten Geburtstag feierte. Er versprach, wenn dies möglich sei, bei einer anderen Gelegenheit nach Prag zu fliegen.

Die Konferenz wurde von der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität und dem Verband der tschechoslowakischen Schriftsteller organisiert.

Die Liblice-Konferenz fand im Ausland großen Anklang und wurde zu einem wichtigen Meilenstein für die Kenntnis von Kafkas Werk und für das Verständnis für das historische Umfeld in Prag, in dem das einzigartige Phänomen der Prager deutschen Literatur entstanden ist.

Später wurde gesagt, dass diese Konferenz der Anstoß für den Beginn der Erwärmung des politischen Klimas war, die im Prager Frühling von 1968 gipfelte.

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